Depressionen therapieren – ICD 10 F32
Leichte bis mittelgradige depressive Episoden sind in unserer Gesellschaft nicht nur sehr verbreitet. Sie treten anscheinend sogar in nahezu jeder Lebensgeschichte irgendwann auf.
Manchmal erscheinen Sie auch in den Varianten Dysthymia (leichte, aber chronische Verstimmung) oder als so genannte Burnout-Erkrankung. Teilweise existieren Depressionen verdeckt, nämlich wenn ein Betroffener die als unerträglich erlebten Gefühle mit einer Sucht kompensiert und verdrängt, beispielsweise mit einer Essstörung. Nicht selten treten in Kombination Ängste auf – spezifische wie etwa Flugangst oder Hypochondrie, oder ganz allgemein die Angst vor jeglichem Kontrollverlust.
Abgrenzen können wir die Depression etwa von der Verbitterungsstörung, die zu den so genannten Anpassungsstörungen gehört bzw. als Akute Belastungsreaktion gewertet wird.
Es kann jeden betreffen
Berufliche Zwänge, familiäre Zwickmühlen oder der Verlust eines geliebten Menschen sind häufige Entstehungszusammenhänge für Verstimmungen. Die gute Nachricht ist: Heute können wir Depressionen gezielt behandeln, so dass Menschen wieder zurück in einen lebenswerten Alltag finden. Und auch körperlich gesund bleiben, bevor die Krankheit somatisiert.
Anzeichen der depressiven Episode
Typische Anzeichen oder Symptome ersten Grades einer depressiven Episode sind Schlafstörungen, Antriebsverlust, Interessensverlust sowie Appetit- und Libido-Verlust. Zusätzlich können ständiges Grübeln, Gefühlsverflachung und sogar Suizidgedanken auftreten.
Übrigens spricht nicht jeder auftauchende Gedanke wie „Ich will nicht mehr“ gleich für eine schwere suizidale Depression. Fast jeder setzt sich mal mit der Option des eigenen Freitods auseinander, ohne dass dem Gedanken Taten folgen.
Auch für die Angehörigen wichtig: Reden hilft. Häufen sich Selbstmordfantasien, sollten sie unbedingt mitgeteilt bzw. bei Anspielungen vom anderen angesprochen werden. Dies senkt das Risiko, dass das latente Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird.
Trauer, Schmerz, Leere oder Einsamkeit
Während der Arbeit mit an Depression erkrankten Menschen habe ich ganz unterschiedliche Eindrücke gewonnen. Zum Beispiel scheint es bei Depressiven häufig eine sehr schwierige Lebensphase oder ein außerordentliches, negativ beeindruckendes Erlebnis in der Vergangenheit gegeben zu haben. Aufgrund derer wäre eine emotionale Reaktion wie Traurigkeit, seelische Erschütterung, Angst, Lähmung der Affekte und Resignation damals nur natürlich gewesen. Eventuell konnten, durften oder sollten diese Gefühle damals aber nicht empfunden werden.
Welche Funktion hat das Stimmungstief?
Möglicherweise versucht die Psyche, diese wichtige und eigentlich passende emotionale Resonanz zeitversetzt nachzuholen, mit der damit verbundenen Chance, das problematische Erlebte zu verarbeiten und sich davon zu befreien. Wenn Sie Ihre Depression behandeln lassen, verarbeiten Sie damit auch Erlebnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit. Sie können endlich abgeschlossen werden bzw. sie werden mit einer neuen Betrachtungsweise reintegriert. So müssen die „alten Warner“ nicht mehr Gegenwart und Zukunft verstören.
Dies ist aber nur eine Herleitungsmöglichkeit. Depressive Episoden sind als Erkrankung komplex und jeweils so individuell wie die Erkrankten selbst.
Anleitung zum Unglücklichsein
Es gibt typische Denk- und Verhaltensmuster, die irgendwann einmal gelernt oder übernommen wurden – jedenfalls unbewusst gesteuert sind –, welche quasi direkt in die Abwärtsspirale von Gedanken und Erleben führen.
Das ist zum einen das beharrliche Verfolgen unrealistischer Wunschvorstellungen (beispielsweise die Sehnsucht junger Menschen nach einer „Modelfigur“ oder einer „Popstar“-Karriere). Hier macht man sich also unglücklich, weil die Latte viel zu hoch hängt oder keinen Spielraum mehr lässt für echte spontane Lebensfreude.
Zweitens wird die Erfüllung durchaus realistischer Wünsche bei den falschen Menschen gesucht: Die Anerkennung eigener Leistungen vom ausbeutenden Vorgesetzten, die Bestätigung eigener Werte von anders sozialisierten Mitmenschen, Liebe von der desinteressierten Ehefrau. Alles wäre zu erreichen, aber eben bei den richtigen Personen. Ganz wichtig wäre es hier, erst einmal für sich selbst Anerkennung, Wertschätzung und Liebe zu empfinden, was dann in den Bereich von Eigenverantwortung hineinreicht und die permanente Abhängigkeit von den Handlungen anderer aufhebt.
Eine dritte Eigenheit, mit der jeder von uns früher oder später niedergeschlagen und enttäuscht wäre, ist das nicht Spüren oder Würdigen können der kleinen Erfolge, Errungenschaften oder Glücksfälle. Es werden ständig neue Ziele gesetzt und auch erreicht, aber die Freude und Zufriedenheit darüber lässt leider zu wünschen übrig. Es ist ja schon wieder das nächste Ziel zu verfolgen, von dessen Erreichung ich mir dann aber endlich das ersehnte totale Glücks- oder Vollständigkeitsgefühl erhoffe. Diese innere Belohnung fehlt dann natürlich für ein glückliches und erfülltes Leben.
Jede einzelne dieser selbstgestellten Fallen lässt eine Vielzahl von therapeutischen Interventionen zu, die ungünstige und krankmachende Strukturen aufbrechen können.
Depressionen nachhaltig behandeln
Depressionen werden in meiner Praxis integrativ, also mit einem Methodenmix behandelt. Dazu gehören Methoden aus der Verhaltenstherapie, aus der ressourcenorientierten Gesprächstherapie und der Tiefenpsychologie. Auch mit Anteilen bzw. mit systemischen Ansätzen arbeite ich. Es geht anfangs darum, den Klienten zu stabilisieren. Danach wird er oder sie nachhaltig für seine dysfunktionalen Denkstrukturen sensibilisiert.
Was war früher und wie mach‘ ichs heute
Zudem ist es wichtig, belastende Erfahrungen aus der Vergangenheit emotional aufzuarbeiten als auch innere Stärken und Ressourcen zu reaktivieren. Der Klient entdeckt, entwickelt und wählt eigene Methoden aus, um die ungünstigen Gedankenketten und alten Verhaltensmuster immer wieder in Frage zu stellen.
Diese Umgewöhnungsphase mag etwas anstrengend sein, weil eine Zeitlang nur mit dem Verstand gegen die automatisierten Gedanken und Gefühle gearbeitet werden muss. Nach und nach setzt sich aber das „gesündere“ Denken auch ohne Lenken durch, so dass nach dem ersten Bruch des alten Musters zum ersten Mal von einer Erweiterung der Verhaltensmöglichkeiten die Rede sein kann. Gefährliche Trigger und Auslöser werden immer schneller vorausgesehen und erkannt, das Repertoire an Schutzmaßnahmen und akuten Werkzeugen erweitert sich. Rückschläge und Rückfälle werden immer seltener.
Hier finden Sie ein längeres Radiointerview aus 2015 zum Thema Depression mit Kiss FM. Bitte nicht wundern: Der Anfang des aufgenommenen Gesprächs klingt recht launig, trotz des ernsten Themas.
Heilpraktikerin für Psychotherapie hilft ambulant
Als Heilpraktikerin für Psychotherapie behandle ich leichte bis mittelgradige depressive Verstimmungen (ICD-10 F32.0 und F32.1) .
Bei schweren Depressionen bis hin zu Suizidgedanken wenden Sie sich bitte telefonisch an Ihren lokalen Krisendienst; die aktuelle Rufnummer für Ihren Bezirk finden Sie online. Oder Sie wählen die anonyme und kostenfreie Telefonseelsorge Deutschland, Telefon 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222. Beratungsstellen für Menschen mit Suizidgedanken finden Sie hier.
Auch wenn Sie hier kurzfristig Trost und Hilfe finden, sollten Sie bei einer schweren Depression unbedingt bald eine kontinuierliche und langfristige Gesprächspsychotherapie beginnen, eventuell begleitet von einer passenden medikamentösen Behandlung.
Rutsche ich in eine Depression?
Schildern Sie hier die Erfahrungen, die Sie persönlich mit Depression bzw. mit depressiven Verstimmungen machen: