Therapie bei Essstörungen – ICD 10 F50.2 und F50.4
Man ist, was man isst, sagt der Volksmund. Essstörungen im Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme sind vielschichtig und können tief verankerte Gefühle von Wut und Machtlosigkeit zum Ausdruck bringen. Sie wurzeln in den häufigsten Fällen in weit zurückliegende Entwicklungsphasen. Betroffene bestätigen, dass Essstörungen einen starken Suchtcharakter haben. Ich helfe Ihnen bei Binge-Eating oder Bulimie mit einer nachhaltigen Therapie, wieder in ein gesundes Leben zurückzufinden.
Binge-Eating und Bulimie
Essstörungen mit einem BMI von über 16 werden ambulant unterschiedlich behandelt. Mein Ansatz besteht in der Aufdeckung von dysfunktionalen Gedankenmustern mit begleitender ressourcenorientierter Stabilisation der Klientin. Narzisstische oder selbstschädigende Anteile, die sich etwa aus einer frühen und schmerzhaften Selbstwertverletzung ergeben haben, werden besichtigt. Die Beschäftigung mit Selbstwahrnehmung versus Fremdbild, mit Gefühlen von Einsamkeit und Ohnmacht, Abgrenzungsfähigkeit, Körperwahrnehmung, Selbstachtung sowie das Zurückgewinnen von Orientierung stehen im Zentrum der Behandlung.
No body is perfect
„Wer sind Sie, wenn Sie weder essen noch leisten?“ – Diese Frage steht in meinen Sitzungen zur Therapie von Essstörungen oft am Anfang des therapeutischen Dialogs. Typischerweise wird dann seitens der Klientin die Unfähigkeit, hierauf sofort eine Antwort geben zu können, bereits als eindeutiger Beweis des eigenen Versagens interpretiert. Wie so vieles andere im täglichen Leben.
Sichtbar wird eine Zerissenheit zwischen einem idealen, funktionierenden und perfekten Ich und dem gleichzeitig als defizitär und mangelhaft erlebten „wahren“ Selbst, welche schon früh zu einem Identitätskonflikt geführt hat.
Leistungsdruck und Selbstwert
Unser Körper ist älter als alle anderen Abbildungen unserer Existenz und lässt sich auf Dauer nicht manipulieren. Die missbräuchliche Behandlung der eigenen Physis gibt Hinweise darauf, wie eventuell in der früheren Entwicklungsgeschichte mit den eigenen Bedürfnissen und Wahrnehmungen, mit dem emotionalen Körper umgegangen wurde.
Das Mutterschiff aller Zweifel
Nicht jede Familie ist der optimale Ort zum Aufwachsen, auch wenn jede Persönlichkeit anders mit Rahmenbedingungen umzugehen vermag. Manchmal lautet das pädagogische Konzept zuhause: Was nicht in die Schablone passt, wird abgelehnt. Um ins System zu passen, muss ich mich also an die Erwartungen und unausgesprochenen Wünsche anderer anpassen. Allein diese Strategie sichert Akzeptanz und Zuwendung.
Die Vertretung eigener Interessen wird sanktioniert. Über Gefühle, Bedürfnisse und innere Grenzen wird in vielen Familien auch heute noch nicht offen gesprochen, möglicherweise, um ein ungesundes Machtgefälle zu decken. Ebenso wird mit gegenseitigem Lob und Anerkennung sehr gegeizt, was den sich entwickelnden Selbstwert systematisch schwächt.
Im Drama der Essstörung zeigt sich immer auch der Hang zur Überanpassung, und gleichzeitig die Rebellion dagegen.
Kummerspeck statt Topmodel
Mädchen sind in unserer heutigen Gesellschaft von klein auf konfrontiert mit der pausenlosen Thematisierung vermeintlicher weiblicher Schönheitsideale. Hier steht vor allem der Körper und die Statur von Mädchen und Frauen in einem entwürdigenden, distanzlosen und übergriffigen Fokus.
Vielfach befeuern Mädchen und Frauen dieses Kontrollverhalten selbst und treten den Wettbewerb an: Gegen die Klassenkameradinnen, gegen die Cover-Models der großen Modemagazine, und am Ende gegen die eigene Gesundheit.
Besonders ehrgeizige und leistungsbereite Mädchen werden Meisterinnen dieser destruktive Herausforderung. Am tagesaktuellen BMI werden Erfolg und Versagen gemessen.
Sucht frisst Seele
Weil im Versuch, schlanker zu werden, zu wenig gegessen wird, setzt irgendwann zum ersten Mal ein plötzlicher, unkontrollierter Essanfall ein. Um diese zwanghaft eingenommenen Kalorien wieder loszuwerden, folgt die nächste schlechte Idee: Sich absichtlich übergeben. Überdosierung von Abführmitteln. Oder Extremsport. Und am nächsten Tag natürlich weiterhungern.
Der Suchtkreislauf ist manifestiert. Alle Gedanken drehen sich nur noch abwechselnd um Diät oder um hemmungslose Schlemmerei. Der Schlankheitswahn wird zur Besessenheit. Jegliches Selbstwertgefühl wird zerstört von den täglichen Niederlagen gegen den Essdrang und von einem erdrückenden Schamgefühl. Nicht zu denken an normale Hobbies, Freundschaften und Zukunftspläne (außerhalb der eigenen Figurziele), die das Leben einer jungen Frau lebenswert machen.
Keine Zeit zu verlieren
Im Durchschnitt leiden Mädchen und Frauen sechs Jahre an ihrer quälenden Essstörung, bevor sie einen Therapeuten aufsuchen. Gleichzeitig wird die Erkrankung bei eher jüngeren Klientinnen oder bei solchen, bei denen die Essstörung erst seit kurzem besteht, am schnellsten geheilt. Je früher eine Therapie erfolgt, desto besser.
Become somebody with no body
Übrigens gibt es im Zusammenhang mit Essstörungen die signifikante Häufung einer Komorbidität mit Depression. Das bedeutet, dass gleichzeitig zum Binge-Eating oder zur Bulimie depressive Verstimmungen vorliegen, oder diese sogar der Auslöser oder eine Folge der Suchterkrankung sind. Ebenso blicken die meisten essgestörten Menschen auf eine frühe und lange Diäten-Karriere zurück. Entsprechend werden diese Erkenntnisse in der Therapie mit berücksichtigt.
Behandlung bei Bulimie und Binge-Eating
Der Weg aus der Essstörung heraus ist lang, hart und steinig. Aber er holt wesentliche Entwicklungsschritte und Reifeprozesse nach, besonders in den Kategorien von Selbstvertrauen, Selbstbehauptung, Selbstliebe und Beziehungsgestaltung.
Erst wenn die Klientin oder der Klient diese hinzugewonnenen bzw. wiederbelebten Persönlichkeitsanteile als tragfähig erlebt, kann sie auf das alte Kompensationsmuster, nämlich die systematische Betäubung durch Essen, verzichten – genau wie auf die zum Scheitern verurteilte Hoffnung, dass Dünnersein glücklich und erfolgreich macht.
Bachelor-Arbeit Uni Kassel 2011, Anne Machon: Bedeutung der Ernährungserziehung für Essstörungen
(Als Heilpraktikerin für Psychotherapie behandle ich Essstörungen, sofern sie nicht lebensbedrohlich sind. Bei schweren anektorischen Essstörungen mit einem BMI von unter 16 wenden Sie sich bitte sofort an Ihren Hausarzt, der Sie an die richtige Stelle überweisen wird.)
Leide ich an Binge-Eating oder Bulimie?
Schildern Sie hier die Erfahrungen, die Sie persönlich mit Essen, Ängsten um Ihre Figur oder mit Diät-Maßnahmen machen: